Nachtrag

zum Interview mit den Boys Parma

Am 18.05.2018 gelang es dem FC Parma in einem dramatischen Spiel gegen Spezia Calcio die Rückkehr in die Serie A zu vollziehen. Durch den 2:0 Sieg landete man zwar Punktgleich, aber mit 2 Toren mehr vor Frosinone (die nicht über ein 2:2 gegen Foggia Calcio hinauskamen) und stieg nach 3 Aufstiegen in Folge damit in die Serie A auf. Eine rasante Rückkehr, nachdem der Verein 2015 einen Neuanfang in der Serie D starten musste. Dieser Durchmarsch ist in der Geschichte des italienischen Fußballs einmalig. Ebenso einmalig ist es, dass der heute 40-jährige Alessandro Lucarelli als einziger Spieler des insolventen FC Parma dem Verein die Treue hielt und bis heute dabei ist.

In Ausgabe 73 sprachen wir mit den Boys Parma über die Vereinspleite, den Neuanfang und natürlich die Historie der Ultraszene. Zwei Antworten erreichten uns damals erst nach Redaktionsschluss, die wir an dieser Stelle nun Nachreichen wollen.

Erlebnis Fussball: Euer größter Rivale ist Reggiana. Erzählt uns doch bitte etwas über die Rivalität und die Unterschiede zwischen euch beiden.

Antwort: Die Rivalität zwischen Parma und Reggio geht weit über den Fußball hinaus. Es ist eine historische Rivalität zwischen den beiden Städten, den Parmigiani (welche von den Reggiani „Bagoloni“ genannt werden, was so viel wie Hochstapler bzw. Rüpel bedeutet) und den Reggiani (seit jeher „Teste Quadre“, Quadratköpfe genannt). Die Ursprünge der Rivalität zwischen den beiden Städten ist in den Jahrhunderten zwischen vielen Disputen verloren gegangen. Der jedoch vielleicht berühmteste aller Streits ist jener um den „Parmigiano-Reggiano-Käse“, den beide Städte für sich beanspruchen. Dann ging die Rivalität natürlich auf die Anhängerschaft beider Fußballmannschaften über und das Match Parma-Reggiana wurde zum „Derby dell‘Enza“, das nach dem Fluss, der diese beiden Gebiete trennt, benannt wurde. Für beide Anhängerschaften ist es eine der größten Rivalitäten und es besteht ein abgrundtiefer und tiefverwurzelter Hass. Der größte Schlag, den die Anhänger Parmas Reggiana je versetzen konnten, war am Tag unseres Aufstieges in die Serie A (27.05.1990), als sie ihr „Ghetto-Transparent“ im Zuge einer Auseinandersetzung in der Curva Sud an uns verloren. Die zwei Mannschaften trafen Anfang der 90er oft in den unteren Serien aufeinander und es kam häufig zu Zusammenstößen zwischen beiden Kurven. Danach kam es 30 Jahre lang zu keinem Aufeinandertreffen mehr, da wir in der Serie A und Reggiana in der Serie C spielten. Trotzdem ist diese Rivalität stets zwischen den Generationen weitergegeben worden und obwohl wir goldene Jahre erlebten und neue Rivalitäten fanden, haben sie weiterhin Hass und Groll für uns verspürt. Als wir nun erneut aufeinandertrafen, fanden wir den richtigen Geist zwischen uns beiden wieder.

Erlebnis Fussball: Was ist eure Meinung zu dem neuen Chinesischen Investor? Ist es für euch enttäuschend, dass ihr nun nach der Neugründung wieder einen Investor habt, oder denkt ihr dass Fußball heutzutage einfach so läuft?

Antwort: Leider hat sich die Welt des Fußballs verändert. Es gibt (bis auf seltene Ausnahmen) keine Spieler mehr, die für das Wappen auf dem Trikot spielen; es gibt keine Präsidenten mehr, die selbst Fans sind, und im heutigen Fußball regiert das Geld. Aus diesem Grund singen wir seit 20 Jahren für keine einzelnen Spieler mehr und nachdem wir zweimal insolvent waren und jede Art von Präsidenten hatten, überrascht uns nichts mehr und wir vertrauen niemandem. Sicherlich faszinierte uns das Projekt der Investoren von Parma sowie die Tatsache, dass Fans im Verein involviert sind. Bevor wir jedoch über den neuen chinesischen Besitzer ein Urteil abgeben, warten wir ab und beobachten, wie gearbeitet wird, da sie sich bis jetzt vollständig im Hintergrund hielten. Unser Standpunkt sieht vor, über die getane Arbeit zu urteilen, auch wenn nicht immer einfach zu verstehen ist, wie die Dinge laufen und wir uns dadurch bereits mehrmals die Finger verbrannt haben.