Matchreport

Belenenses – Lech Posen

Belenenses gegen Lech, in der 5. Runde der Gruppenphase der Europa League gab es sicher interessantere Partien. Die Flugpreise bei Ryanair ließen mich aber auf dem Rückweg aus dem Italien-Urlaub den Umweg über Portugal nehmen. Schon beim Anflug ging der Blick aus dem Fenster zum Estádio do Restelo, nach der Landung ging es dann auch ohne Verzögerung per Bahn raus nach Belem. Netter Stadtteil, gerade an einem sonnigen Tag wie heute. Einheimische und Touristen bevölkerten die Straßen, auch ein paar Kibice aus Posen streunten herum oder tranken Bier im Café, am Stadion war dagegen recht wenig los. 1987 Zuschauer waren es am Ende.
Das sollte sich bis kurz vor Anpfiff auch nicht ändern, nur wenige Zuschauer verirrten sich ins Stadion. Im Gästeblock saß ein einzelner Herr, die dort aufgestellten Bullen verzogen sich, Befürchtungen eines völligen Reinfalls kamen auf. Pünktlich zu Spielbeginn war dann aber alles in bester Ordnung, die Lech-Fanatiker trudelten ein und platzierten in aller Seelenruhe ihre elf Zaunfahnen, darunter eine der Freunde von Arka. Die meisten Fahnen kamen vorne an die Brüstung, die der Ultras Lech musste weiter nach oben, abseits des Mobs, der etwa 500 Personen umfasste. Ich gebe zu, ich bin weit davon entfernt, ein Polen-Experte zu sein. Ob der Auftritt der Gästefans daher dem sonstigen Durchschnitt entspricht oder besonders gut bzw. schlecht im Vergleich war, entzieht sich daher meiner Kenntnis. Vergleichsloses Fazit also: Das war schon ein richtig gutes Programm, das die Polen abgezogen haben. Viele verschiedene Gesänge, durchaus kreativ und abwechslungsreich, gepaart mit Schlachtrufen. Auf eine Trommel wurde ebenso verzichtet wie auf Fahnen in der Luft, man beschränkte sich auf die tiefe Stimme. Und das gelang, denn wenn die Gästefans an diesem Abend eines konnten, dann war das Lautstärke. Immer wieder erstaunlich, wie vor allem die Schlachtrufe und bestimmte Lieder durchs weite Rund schepperten. Beteiligt haben sich quasi alle Gäste, mit Ausnahme der ersten Reihe, die nur sporadisch in die Gesänge einstieg. Besungen wurden auch die Freundschaften zu Arka, Cracovia und Ostrowiec, ein Tor konnten die mitgereisten Fans nicht bejubeln.
Genauso erging es der Gegenseite. Auch die füllte sich erst spät, von der Furia Azul, der 1984 gegründeten Ultrá-Gruppe von Belenenses, war nichts zu sehen. Eine Zaunfahne suchte man vergebens, die insgesamt fünf Lappen am Zaun zeigten Vereinslogos oder den Namen eines normalen Fanclubs. Auch war nicht auf Anhieb zu erkennen, ob sich überhaupt Mitglieder der Gruppe eingefunden haben, zu hören waren sie auch nicht. Erst im zweiten Durchgang sah man dann, dass sich auf Höhe der Mittellinie rund 20 bis 30 Personen zusammengestellt haben. Zwei, drei kurze Gesänge ließen sie vom Stapel, bei näherer Beobachtung fiel vor allem der hohe Altersdurchschnitt der Leute auf.
Das war’s, mit einem 0:0 machten sich die wenigen Besucher des Spiels rasend schnell davon, der Gästeanhang musste noch eine Weile im Block bleiben, wie üblich bei internationalen Spielen.