Einblicke in EF #67

Ultras Düsseldorf im Interview

Im aktuellen EF präsentieren wir euch ein Interview mit den Ultras Düsseldorf. Einen kleinen Einblick bekommt ihr an dieser Stelle.

Betrachten wir mal oberflächlich die Stadt Düsseldorf. Als erstes kommt einem da wohl in den Sinn: Altstadt, Modestadt, Karneval, Rivalität zu Köln. Gehen wir das mal durch: Was verbindet ihr vor allem mit der Altstadt?

Ein zweiter Blick lohnt immer. abends auf der Ratingerstraße, in der Mittagssonne am Rhein oder morgens durch die engen Gassen torkeln. Die Stadt ist vielfältiger als der Reiseführer vorgibt. Das Verhältnis zur Altstadt ist mittlerweile ambivalent. Einerseits Ballermann-Atmosphäre und anlasstypische Touri-Abzocke, andererseits Schlossturm, Rathaus und Rheinpromenade. Hier schlägt nun mal traditionell das Herz der Stadt.

Nehmt ihr es als nicht abwendbar hin, dass quasi alle zwei Wochen irgendwelche Gruppen von Gästefans – oft genug auch aus der jeweiligen Fanszene – eure Stadt bevölkern?

Gefühlt schauen Fans jedes dritten Vereins, der hier in der Nähe spielt, auf ein Bier in der Altstadt vorbei. Die Möglichkeiten sind schließlich etwas, sagen wir mal, ergiebiger als in den Nachbarstädten. Der Großteil der Gäste hängt dann doch, beschallt von Schlagermusik und umringt von Junggesellenabschieden, auf der Bolkerstraße ab. Dort finden sich Ballermann, Kuhstall, Oberbayern und Co. – keine wirklichen Insider. Vieles langweilt uns. Trotzdem gab es in den letzten Jahren immer mal wieder die eine oder andere Aktion. Vieles, aber nicht alles langweilt.

An welche Altstadtauftritte anderer Szenen erinnert ihr euch – ob positiv oder negativ für euch – besonders?

Es gibt einige nette Geschichten. Und es gibt zu viele Menschen, die jetzt eine Einschätzung von uns lesen möchten. Nur so viel: Die Zeiten, in denen Gästefans aus dem Block mit Bussen in die Altstadt chauffiert wurden, sind leider vorbei. Alles weitere kann und wird dann wohl in Internetforen diskutiert.

Wer ist nerviger: Gästefans oder Junggesellenabschiede?

Gästefans, die sich wie Junggesellenabschiede benehmen. Und da ist auch die eine oder andere Ultraszene nicht herauszunehmen. Anders gesagt: Es bleibt eine Wahl zwischen Pest oder Cholera. Es ist nicht so, dass wir sämtliche Läden in der Altstadt auf Teufel-komm-raus verdammen, doch der Stellenwert hat sich hier deutlich verschoben.

In welchen Stadtteilen findet euer Gruppenleben hauptsächlich statt?

Düsseldorf ist eine sehr kompakte Stadt. Innerhalb von wenigen Minuten erreicht man quasi jedes Viertel. Die Stadtteile Flingern, Derendorf oder Bilk befinden sich dabei im grundlegenden Wandel und das nicht unbedingt zum Positiven. Stichwort – Achtung – Gentrifizierung. Uns als Ultras liegt der Charakter unserer Stadt immens am Herzen. Die Mentalität der Menschen geht Stück für Stück verloren, wenn sich alles um Geld, Prestige oder Konsum dreht. Freiräume sind keine Selbstverständlichkeit und unabhängig von irgendwelchen Investoren. Unser Gruppenleben jedenfalls wurde in den vergangenen Jahren durch diese Entwicklung stark beeinflusst. Der Stellenwert der Altstadt, um bei einem bekannten Beispiel zu bleiben, sank deutlich. Die Leute und damit das Gruppenleben zieht es vermehrt in die Viertel.

Stichwort Karneval: Ihr habt dieses Jahr zu Karneval einen Aufruf gemacht, verkleidet ins Stadion zu kommen. Klar, Karneval gehört zu eurer Stadt. Wie feiert ihr und entgeht dabei den kommerziellen Auswüchsen des Karnevals?

Abseits von Helene Fischer und Lackschuhkarneval im Hilton, lässt sich Straßenkarneval wunderbar einfach feiern, mit guten Leuten und ein paar Altbier in der Hand. Das Heimspiel bot eine willkommene Abwechslung zur sonstigen Karnevalstour nach Süddeutschland. Verkleidet im Stadion und mit kurzfristiger Party nach Abpfiff vor dem Block. Glücklicherweise trägt der Rosenmontagszug noch keinen Sponsorennamen.

Stichwort Modestadt: Düsseldorf wird gerne ein etwas arrogantes Auftreten nachgesagt, geprägt von Kö, Modeboutiquen und den entsprechenden Menschen. Inwieweit trifft dieses Klischee zu? Was macht für euch Düsseldorf aus, abseits dieser Dinge?

Ehrlich gesagt lesen wir diesen, nennen wir es Vorwurf, häufig. Es verhält sich wie mit den Klischees über Altstadt, Modestadt oder Karneval. Zum Latte Macchiato trifft sich unsere Gruppe auch nicht auf der Kö. Dennoch fällt es auf, wenn einem abends im Club oder morgens beim Zeitung holen Spieler von anderen Vereinen über die Füße stolpern. Natürlich hast du hier krasse Gegensätze. Gegensätze ziehen sich bekanntlich an und genau diese zahlreichen Facetten machen unsere Stadt liebenswürdig.

Bei der Etablierung einer kritischen Jugendkultur spielten dann diese offenen Gegensätze (zusammen mit dem mittlerweile zurückliegenden Erfolg unseres Vereins) eine reizvolle Rolle. Zum einen kann die Stadt mit Stolz auf subkulturelle Einflüsse zurückblicken, die ihren Fußabdruck in der Fußballszene hinterlassen haben. Stichwort Musikszene um den Ratinger Hof oder Hausbesetzer auf der Kiefernstraße. Zum anderen stießen wir mit den jüngeren Erfolgen und der Integration von Jugendlichen und neuen Fans ganz klar an unsere Grenzen. Mit den zwei Aufstiegen wuchs das Umfeld der Gruppe rasant. Bisherige Strukturen hielten dem nicht immer stand.

Stichwort Rivalität zu Köln: Lange gab es das Derby gegen den Rivalen Köln nicht mehr. Erzählt doch noch einmal kurz, wie sich die beiden Aufeinandertreffen für euch darstellten.

Für viele war es die erste Derbysaison überhaupt und die Erwartungen an diese beiden Partien stiegen ins Unermessliche. Wochen vorher wurde sich Gedanken gemacht, Tage vorher kreiste alles nur um dieses Spiel. Für uns eine völlig neue Erfahrung. Wer wann wo auftaucht. Alles war möglich. Nach der Motivation musste sicherlich niemand mehr fragen. Was ein geiles Gefühl! Zum Sieg hat es in beiden Partien nicht gereicht. Vieles hätte besser ablaufen können. Gerade die Atmosphäre beim Heimspiel entsprach nicht unseren Vorstellungen. Aber wir wollen keinen verpassten Chancen hinterher trauen. Es wäre nur schön, wenn das nächste Derby keine 15 Jahre auf sich warten ließe.

… das ganze Interview lest ihr in der aktuellen Ausgabe. Zu bestellen bei uns im Shop.